The Tale of Genji

Autor: Murasaki Shikibu
Verlag: Folio Society
Genre: Belletristik
Erscheinungsjahr: 2016
Weitere bibliographische Angaben
Sprache: Deutsch
Originalsprache: Japanisch
Übersetzung: Royall Tyler
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Besprechung

Moritz T.

Wenn sich der Zivilisationsgrad einer Gesellschaft an der Vielfalt der geltenden Codes bemisst, dann ist die japanische Heian-Arä (794-1185) definitiv eine Hochkultur: Kleider, Farben, Haarschnitt,...
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Kapitel „Evening Mist“

Anmerkung:

Genji jetzt ganz im Hintergrund, aber sein Sohn Yugiri wandelt auf seinen Pfaden: er hat sich in den Kopf gesetzt, Kashiwagis Witwe zu heiraten. Ochiba aber widersetzt sich den Bemühungen des Freiers hartnäckig. Er bringt Ochiba in eine gesellschaftlich unhaltbare Position. Zugleich macht ihm seine Erst-Ehefrau Kumoi no Kari Szenen und Vorwürfe.

Als Ochibas erkrankte Mutter stirbt, macht Ochiba (nicht ganz zu unrecht, ist man als Leser versucht zu sagen) Yugiri dafür mitverantwortlich. Yugiri hatte die Mutter auch unter Druck gesetzt. Ohne Mutter benötigt Ochiba erst recht einen Beschützer, und Yugiri setzt sein Powerplay fort, er übernimmt die Kosten für die Beerdigung der Mutter, und setzt sich damit auch in Ochibas Haus fest. Er zieht die Dienerinnen auf seine Seite; die gänzlich isolierte Ochiba wird von Yugiri schliesslich überwältigt, er schafft Tatsachen, denen sie sich beugen muss. – Yugiris Frau Kumoi no Kari verlässt ihn darauf hin.

Zentrale Motive aus „Genji“ werden in diesem Kapitel durchgespielt: Die Position und die Gefühle des Mannes rechtfertigen es, sich über allerlei Widerstände hinwegzusetzen. Die Frauen sind grossem gesellschaftlichem Druck unterworfen. Als Ausweg bietet sich Ochiba nur der Gang ins Kloster oder der Tod. – Genji hatte in seiner Jugend ähnlich druckvoll agiert, dabei aber stets seinen Charme und seine unvergleichliche Schönheit als Argumente auf seiner Seite. Im Vergleich wirkt Yugiris Vorgehen plump und derb – nachdem seine langanhaltende vornehme Zurückhaltung bei Ochiba nicht den gewünschten Effekt gezeigt hatte.

Grossartig, wie die Autorin die furchtbare Zermürbung der Second Princess inszeniert, die immer wieder neue Widerstandspositionen einnimmt; das erzwungene Nachgeben ist dann eher diskret wiedergegeben, die Erwartung des Lesers unterlaufen.

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