The Tale of Genji
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Besprechung
Moritz T.
Beginn der Erzählung
Ungemein energetischer Auftakt: die in der Hierarchie weit unten rangierende, vom Herrscher aber favorisierte und deswegen vielfach beneidete Geliebte bringt einen sehr hübschen Sohn, Genji, zur Welt. Der Kaiser behandelt Genji wie einen Erstgeborenen, was den Neid am Kaiserhof nur befeuert. Der Kaiser will nicht von seiner Geliebten lassen, auch als diese so unter der Situation leidet, dass sie schwer erkrankt. Als sie schliesslich stirbt, fällt der Kaiser in tiefe Trauer. – Ein Muster, das sich später in Genjis Liebesabenteuern wiederholt: Gefühle sind einfach zu stark, als dass man ihnen widerstehen kann, selbst wenn sie der Geliebten schaden, oder ihr nicht genehm sind.
„(…) and considering how quiet he kept his wanton ways, lest in reaching the ears of posterity they earn him unwelcome fame, whoever broadcast his secrets to all the world was a terrible gossip.“
Genji ist jung und attraktiv, und um seinen Ruf besorgt in seinen Liebesaffären; aber gegen die Geschwätzigkeit ist kein Kraut gewachsen. – Natürlich verdanken wir eben dem „terrible gossip“ diesen Roman.
„(…) he looked so beautiful that one could have wished him a woman.“
Genji wird hier beobachtet, in einer Unterhaltung mit Freunden über Frauen, und was sie attraktiv macht. Die Autorin übernimmt die Perspektive eines Mannes.
„‚Just put me behind their standing curtains.'“
Genji im Haus seines Schwiegervaters, auf der Suche nach einem Haus, wo er die Nacht verbringen kann. Empfohlen wird ihm das Haus des Governor of Kii, der in Diensten des Schwiegervaters steht; allerdings wird das Haus voller Frau sein. Das stört Genji nicht. – Rolle der Vorhänge in den Palästen, oder auch der Fensterläden, s. gleich p. 40. Verbergen und enthüllen; der Sichtschutz ermöglicht das Belauschen.
„It upset him to find that his forwardness really did repel her, and he saw how justly she was outraged.“
Hmm, war es denn üblich, Frauen einfach aus ihrem Schlafzimmer zu entführen? Genji ist überrascht vom (doch eher milden) Widerstand Utsusemis, auch wenn er gleich darauf insistiert, dass er so etwas noch nie getan hat; ein Argument dafür, dass das Schicksal sie zusammengebracht haben muss. – Die Zofe Utsusemis übrigens hatte in der Dunkelheit den Entführer an der „fragrance“ erkannt, Benl übersetzt „Räucherduft“, und nur deswegen nicht interveniert.
Wenig später (p. 44) heisst: „It pained him to be the culprit, but he knew he would have been sorry not to have had her.“ Güterabwägung der eigenen Art. Nicht in Frage gestellt wird die grundsätzliche Verfügbarkeit Utsusemis.
Kapitel The Twilight Beauty
In seinen erotischen Eskapaden erscheint der sehr junge Genji seinen Geliebten wie ein Gott, schön, eloquent und zumeist unwiderstehlich. Er nimmt sich, was ihm gefällt. Nur in einem Fall muss er eine Zurückweisung hinnehmen, durch Utsemi, die sich aber heimlich dennoch nach ihm verzehrt. Genji scheint kaum anderen Sorge zu kennen; er muss nur noch darauf achten, sich immer wieder mal im Haus seines Schwiegervaters zu zeigen (seine Frau allerdings wird kaum eines Wortes gewürdigt), und auch am Hof des Kaisers, seines Vaters.
In Twilight Beauty schlägt der Ton um. Er hat seine widerstrebende Geliebte Yugao heimlich an einen Ort gebracht, an dem sie ungestört sind. Yugao aber erleidet einen Anfall («attacked by a spirit») und stirbt. Warum genau, bleibt unklar. «Something horrible beyond words» hat sich ereignet. Der 17-jährige Genji ist hilflos in dieser Situation, er trauert um die Geliebte, aber vor allem fürchtet er, mit dem Tod von Yugao in Verbindung gebracht zu werden. Sein Vertrauter Koremistu bringt die Leiche in ein entferntes Kloster und verwischt die Spuren.
„Oh, yes, it must be said that Koremitsu gave Genji a fine account of what he had learnt from spying as ordered through the neighbors‘ fence.“
Die Autorin konstatiert die abkühlende Liebe zu der „great lady of Rokujo“ und schildert den morgendlichen Abschied aus ihrem Haus, den Genji zu einem Flirt mit der Dienerin Chujo nutzt. Wenn Genji einer Herrin den Hof macht, dann gern auch gleich ihren hübschen Angestellten, die ihm dann auch ergeben sind. – Jetzt kehrt die Geschichte in einer etwas schwerfälligen Wendung (Benl übersetzt die „Oh yes“-Stelle mit „Nun, …“) zu einer mysteriösen Nachbarin Koremitsus zurück, mit der Genji bislang nur korrespondiert.
Kapitel 5 „Young Murasaki“
Aus gesundheitlichen Gründen tritt Genji eine Reise in die Berge an. Dort entdeckt er ein Mädchen von 10 Jahren, das ihn bezaubert, namens Murasaki. Er ist entschlossen, es sich zu sich zu nehmen. Die Familie des Mädchen will Genji auf später vertrösten; aber gegen alle Widerstände setzt Genji seinen Plan um, und kommt dem (getrennt lebenden) Vater des Mädchens zuvor, der es auch zu sich nehmen möchte. Dieser Vater ist der ältere Bruder von Prinzessin Futjitsubo, für die Genji tiefe Zuneigung empfindet. Er vermutet selbst, dass das 10-jährige Mädchen ihn so anzieht, weil sie ihrer Tante gleicht. – Man liest das Kapitel mit gemischten Gefühlen; die Angehörigen des Mädchens scheinen zu befürchten, dass sich Genji zu pädophilen Übergriffen hinreissen lässt. Am Kapitelende ist zunächst alles eitel Sonnenschein: Murasaki hat ein neues Zuhause gefunden und ist Genji als Ersatzvater zugetan.
„(…) overwhelming her with the youthful grace of his voice.“
Genji wirkt auf alle Sinne, hier bezirzt er eine „gentlewoman“ mit seiner Stimme, die bemerkt hat, dass er ihre Herrin belauscht, einmal mehr versteckt, jetzt hinter screens (sonst gern curtains, blinds, oder shutters).
Kapitel „The Safflower“
Genji hängt der romantischen Vorstellung nach, in einem versteckten Ort eine Schönheit zu entdecken, der er den Hof machen kann. In diesem Kapitel entpuppt sich das Objekt der Begierde als krankhaft scheu, nicht grad attraktiv und ohne Sinn für Ästhetik (es fehlt ihr auch an Geld, sich standesgemäss auszurüsten). Ein Reinfall. Wenn Genji sich nicht sofort zurückzieht, dann nur, weil die Dame von vornehmer Abstammung ist, und er sie blossstellen würde. – Eine Spielerei Genjis, sie ist ihm offensichtlich in allen Belangen unterlegen, ihre Züge im Briefwechsel und in Begegnungen sind vorhersehbar, von schlechtem Geschmack und langweilen ihn.
„On the whole, he was not one to forget any woman he had once known.“
„On the whole“: bei der Anzahl Frauen ist es allerdings – zumal für den Leser – nicht ganz einfach, den Überblick zu behalten. – Reichlich machistischer Auftakt zum „Safflower“-Kapitel: Kaum eine Frau kann Genji widerstehen.
„It did not deserve a glance, and Genji put it down.“
Wie wichtig sind Briefe! Und wie wichtig ist nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form, das Papier, die Schrift, die Parfümierung etc.
Vom Kavalier wird erwartet, dass er noch vor dem Morgengrauen einen morning letter an die Geliebte schickt. Hier aber hatte Genji das versäumt; sein Begehren war nach einem enttäuschend verlaufenen Besuch bei einer allzu schüchternen „Highness“ erloschen. Mit schlechtem Gewissen schickt er erst am darauf folgenden Abend einen Brief an sie, der zum Ausdruck bringt, dass er sie (zunächst) nicht mehr sehen will. „Her Highness“ reagiert mit einem Brief, der allein durch die Papierwahl und die Schrift Enttäuschung, aber wohl auch fehlenden Geschmack verrät. Genji muss ihn erst gar nicht lesen.
„At his Excellency’s a spirit, it seemed, was making the lady extremely unwell (…)“
Aoi, Genjis vernachlässigte, schwangere Frau ist krank. Exorzisten werden bemüht, die die Krankheit hervorrufenden Geister auszutreiben; vergeblich. Spekuliert wird, ob möglicherweise eifersüchtige Geliebte Genjis dahinterstecken, oder ein Geist schuld ist, der die Familie seit Generationen plagt (eine Erbkrankheit?).
Wenig später erfährt der geschockte Genji, dass der Geist seiner (von ihm ebenfalls vernachlässigten) Geliebten Rokujo Haven in Aoi steckt. (p. 185)
Aoi stirbt, nachdem sie einen Sohn geboren hat. Rokujo kondoliert Genji etwas später, aber „her pretense of innocence repelled him“, p. 190. Wirft Genji Rokujo vor, dass ihr Geist Aoi heimgesucht und getötet hat?
„Ah, he thought, why must it be like this?“
Eine von Genjis vernachlässigten Geliebten, Rokujo Haven, versteht es, ausgezeichnete Briefe zu schreiben. Warum kann sich Genji ihr nicht ganz hingeben? Er kann offenbar nichts daran ändern, er ist seinen widerstreitenden Gefühlen ausgeliefert, und hadert mit ihnen.
Vgl. auch p. 199: „How unruly the heart is!“ Als er beschlossen hat, die immer noch sehr junge Murasaki zu seiner Ehefrau zu machen, will er keine Nacht mehr ohne sie verbringen will. Zuvor hat er sie nur von Zeit zu Zeit getroffen.
Kapitel „The Green Branch“
Genjis Liebesabenteuer bringen nicht nur seine Geliebten, sondern auch ihn selbst zunehmend in Schwierigkeiten. Fujitsubo, die Frau des verstorbenen Kaisers und Mutter von Genjis Kind, zieht sich zum Entsetzen Genjis in ein Kloster zurück. Als Genji im Haus der Mutter des jetzigen Kaisers bei einem Schäferstündchen ertappt wird, droht Genji ernsthaftes Ungemach. Die Mutter des Kaisers hatte Genji von jeher gehasst, jetzt hat sie etwas gegen ihn in der Hand.
„The joy of so rare a sight started tears from his eyes.“
Genji bedrängt Fujitsubo, die Gemahlin des verstorbenen Kaisers, mit der er ein Kind gezeugt hatte, das der Kaiser für seines hielt. Fujitsubo fürchtet immer noch, dass das Geheimnis ans Licht kommt, und meidet Genji. Der verschafft sich aber Zutritt, worauf Fujitsubo einen Schwächeanfall erleidet. Genji bleibt verborgen über Nacht in einer Kammer in der Nähe. Jetzt sieht er seine Geliebte bei Tageslicht, zum ersten Mal seit er ein Mann geworden ist, wie der Kommentar spekuliert. Zuvor immer nur nachts, und durch Vorhänge etc.
„In this way he kept consolingly in touch with all his ladies.“
Genji im Exil in Suma; aber er hält den Kontakt mit seinen „Ladies“, man tauscht delikate Briefpoeme aus, in denen viel von „wet sleeves“, dem Vergiessen von Tränen, und „sorrow“ die Rede ist.
„Everything at Suma was different, and the very presence of the mountain folk, who were a mystery to him, constituted an affront and and offense.“
Wahrhaft im Exil… Überall sonst fliegen Genji die Herzen und die Blicke zu, hier in Suma scheint er ein Fremder zu bleiben, bei diesem mutmasslich primitiven „Bergvolk“ (das am Meer lebt). Er vermisst Murasaki, aber Suma kann er ihr nicht zumuten.
Kapitel Akashi
Es spricht sich herum, welch vornehmer Herr im Exil am Meer weilt. Ein Mönch wittert eine Karriere – Chance für seine Tochter Akashi, die zunächst nicht angetan ist von dem Verkupplungsversuch. Genji lässt sich eher aus Langeweile darauf ein, am Ende dringt er gewaltsam zu Akashi vor, die dann – naturgemäss – ihr Herz an ihn verliert. Sie wird schwanger, doch dann wird Genji begnadigt, das Exil endet und er kehrt zurück nach Kyoto. So mittelschweren Herzens lässt Genji Akashi sitzen, und stürzt sich in die Arme Murasakis, die ihm seine Untreue nur wenig übel nimmt. „Yes, such things would clearly never give him any rest“, kommentiert die Erzählerin, als sich Genji dann doch noch kurz nach Akashi sehnt. – Immerhin kümmert sich dann Genji aus der Ferne um die neugeborene Tochter und Akashi, wie sich im Folgekapitel zeigt, später holt er sie gar zu sich.
„(…) until in both mood and manner they resembled wintry trees at last touched by spring.“
Das Exil ist beendet, Genjis Leute wieder eingesetzt in Amt und Würde.
„Everyone wept (…)“
Der vielseitige Genji ist auch ein äusserst begabter Maler: seine Darstellung des Exils in Suma bringt am Hof alle zum Weinen, und entscheidet einen Mal-Wettbewerb zugunsten seiner Partei.
Kapitel Wisps of Cloud
Ein ereignisreiches Kapitel:
Fujitsubo stirbt; war Genji ihr von allen Geliebten am meisten zugetan? Der gemeinsame Sohn, der Kaiser, erfährt von seine illegitimen Herkunft. Merkwürdige, dunkle Zeichen („patterns in the clouds gave frequent alarm“, p. 371) deuteten auf das Geheimnis hin.
Genji bringt seine kinderlos gebliebene Geliebte Murasaki dazu, seine Tochter aus der Liaison mit der „Lady at Oi“ (=Akashi) aufzunehmen und grosszuziehen; die Tochter ist damit stets in seiner Nähe. Die Nöte und Pein der „Lady at Oi“, die die zukünftige Karriere ihrer Tochter höher gewichtet als ihr Mutterglück und sich das Mädchen wegnehmen lässt, sind detailliert geschildert. p. 365 ff.
Genji kann nicht widerstehen und macht der Tochter seiner ehemaligen Geliebten Rokujo Haven, the Ise Consort, den Hof.
„‚Oh. come now!‘ they whispered among themselves. ‚He is as much of a lover as ever – it seems to be his great flaw. He will be getting himself into trouble.'“
Genji sucht einen Vorwand für den Besuch der von ihm begehrten Asagao, aber seine Gefolgsleute – wie auch Murasaki – durchschauen ihn. Unverbesserlich wandelt er auf Freiersfüssen, zu seinem grossen Ärger weist ihn aber Asagao ab. Er befürchtet, dass er sich zum Gelächter macht, wenn er in fortgeschrittenem Alter seinen offensichtlichen Bemühungen zum Trotz Asagao nicht für sich gewinnen kann (p. 390).
„(…) and although he did not exactly lose his heart to her, he was sufficiently stirred to rustle his robes.“
Yugiri, Genjis frühreifer Sohn, entdeckt Murasaki in der Dämmerung, quasi seine Stiefmutter, von der Genji ihn bislang wohlweislich ferngehalten hatte. Benl übersetzt hier übrigens: „und so zog er am Saum ihres Gewands.“
Der noch sehr junge Teenager muss eine Liebesenttäuschung verkraften: sein Liebesverhältnis zu der nur wenig älteren Cousine Kumoi no Kari ist entdeckt worden, und ihr Vater sorgt dafür, dass er sie nicht mehr sehen kann.
„‚Your assisting her in one way and another can help redeem the fault of her mother’s dead.'“
Ukon, ehemals Dienerin Yugaos, jetzt in Diensten Genjis, wirft ihrem Herrn hier erstaunlich direkt den Tod Yugaos vor. Wenn Genji die (naturgemäss sehr hübsche, wohlgeratene) Tochter Yugaos bei sich aufnimmt, kann er seine Schuld wieder gut machen.
„Her party came in three carriages, and having Ukon with them ensured they did not look like rustics.“
Tamakazura, die immerhin schon 21-jährige Tochter Yugaos (und von Genjis Jugendfreund To no Chujo), wird in Genjis Haus aufgenommen. Wichtig offenbar, dass sie bei ihrer Ankunft nicht einen allzu dörflich-rückständigen Eindruck erweckt.
„She was wearing the white, and the sharp sweep of her hair, thinning modestly as it did towards the ends, so heightened her fondly remembered grace that he spent the night there, despite some apprehension about the trouble he might let himself in for at home. Others, elsewhere, deplored the favor she enjoyed. Some in the southeast quarter objected to her even more strongly.“
Genji hat seine Geliebten um sich herum versammelt, in den verschiedenen Flügeln und Pavillons seines Anwesens. Wo verbringt er die Neujahrs-Nacht? Er lässt sich von der Anmut Akashis verführen, auch wenn ihm das beispielsweise bei Murasaki Ärger einbringen wird, die sich von seiner Ausrede nicht täuschen lässt, er sei sei wie ein Knabe einfach eingeschlafen und niemand habe ihn geweckt.
„He had a very strange way of being a father.“
Genji kann dem jugendlichen Reiz Tamakazuras nicht länger widerstehen, die er wie ein Ersatzvater bei sich aufgenommen hat; er sieht in ihr ihre Mutter, seine einstige Geliebte Yugao. Tamakazura ist unglücklich ob seiner Annäherungsversuche. Er schalt sie:
„Any woman should properly yield, it seems to me, even to a complete stranger, because that is the way of the world (..).“ p. 475. Und natürlich soll sie erst recht ihm gegenüber keinen Widerstand leisten.
Kapitel „The Pink“
Zunächst geht es nochmals um die delikate Beziehung Genjis zu seinem Schützling Tamakazura, die er jetzt mit Musik bezirzt.
Dann aber wendet sich das Kapitel einer anderen Tochter To no Chujos zu, Omi no Kimi, die sich – aus dörflicher Umgebung kommend – sehr schwer tut mit der höfischen Etikette. Sie redet zu schnell und zu viel, sie weiss nicht, wie man sich kleidet, hält kein Mass beim Parfum, und ihre Briefe sind eine Karikatur guten Stils. Ihr Vater ermutigt sie, sich seiner ältesten Tochter anzunähern, damit sie von ihr die Benimm-Regeln lernen kann. – Genji nur im Hintergrund in diesen Passagen, die die Familien-Sorgen seines Freundes und Rivalen To no Chujos zeigen.
„Their mistress herself was reclining very sweetly and with perfect composure on an armrest when suddenly she arose, took the censer from beneath a large frame, came up behind her husband, and emptied it over him.“
Tamakazura, von vielen umworben, nicht zuletzt von Genji selbst, wird an den „Commander of the Right“ Higekuro vergeben. Darob ist dessen Hauptgemahlin nicht erfreut, und sie leert den Inhalt eines Räucherofens über ihren Mann aus, als der sich anschickt, zu Tamakazura zu gehen, die sich übrigens ihrerseits mit Higekuro nicht anfreunden kann.
Higekuro ruft mitten in der Nacht Mönche, die die Ehefrau „behandeln“ (mit Gebeten, aber auch mit Schlägen).
Kapitel „Spring Shoots I“
Der Ex-Kaiser Suzaku, der sich auf Alter und Tod vorbereitet, ist sehr in Sorge um seine Tennager-Tochter Onna San no Myia. Schliesslich bittet er Genji, ob er nicht als Sponsor für sie wirken (d.h. sie heiraten) möchte. Genji sagt eher widerwillig zu, er fasst kaum Zuneigung zur kindlichen Onna, muss dafür mit Murasakis Eifersucht kämpfen. Onna hat andere Verehrer, denen Genji nun im Weg steht. – Etwas gar langfädige Auseinanderlegung dieses Problems, und von Onnas Wille und Meinung erfährt man nur sehr wenig.
Genji wird Grossvater; die noch sehr junge Akashi (ca. 13 Jahre alt), mit dem Thronfolger, Suzakus Sohn liiert, gebiert einen Prinzen.
„(…) no doubt especially because Genji had given up his wanton fancies.“
Tamakazura kommt jetzt öfters zu Besuch; Genji hatte ihr lange nachgestellt, doch jetzt scheint sein Jagdtrieb allmählich zu erlahmen.
„‚This is out of the question, I tell you. (…) What I feel for you is extraordinary.'“
Murasaki bringt wieder den Wunsch vor, eine Nonne werden zu dürfen. Genji lehnt ab: seine Gefühle für Murasaki lassen so etwas nicht zu. Genjis Primat des – eigenen – Gefühls, hinter dem Murasakis Gefühle zurückstehen müssen.
Wenig später erkrankt Murasaki schwer, und Genji veranlasst verzweifelt alle möglichen Rituale, die zur Heilung beitragen sollen. Aber auch jetzt kann er sich nicht überwinden, Murasakis Wunsch zu erfüllen. Die Krise spitzt sich zu, Murasaki ist eine Zeitlang schein-tot, und erholt sich nur sehr langsam.
„It is bad enough when a woman one never much liked, a passing amusement, turns out to be involved with somebody else, and one then loses interest in her; but in this case, to think of the insolence of the man!“
Lange Zeit hatte Genji seine junge Frau Onna San no Miiya vernachlässigt, weil er sich um die schwer kranke Murasaki kümmerte. Aber auch Onna geht es schlecht; sie hat sich von Kashiwagi, Sohn von Genjis Rivalen-Freund To-no-Chujo, der sie seit langem begehrte, verführen lassen, oder vielleicht besser: überwältigen lassen. Das schlechte Gewissen plagt sie. Zufällig entdeckt Genji einen Liebesbrief Kashiwagi. Er ist sehr verärgert. – Dass er oft in der Rolle Kashiwagis war, und er seinen Frauen immer wieder untreu war, kümmert ihn kaum. Er hätte aber auch nie einen derart expliziten Brief verfasst.
Kapitel „The Flute“
Yugiri sucht die Frau des verstorbenen Freundes Kashiwagi auf, the Second Princess Ochiba no Miya. Melancholisch-romantische Szenerie, mit dem Rascheln von sich entfernenden Seidengewändern, in der Luft hängendem Parfum, dem Formationsflug einer Gänseschar, untermalt von Musik: Die trauernde Prinzessin verbirgt sich hinter Vorhängen, Yugiri spricht vor allem mit ihrer Mutter, aber er scheint der Prinzessin den Hof zu machen.
Sehr spät macht er sich auf den Weg nach hause. Yugiris Frau hat keine Freude an der nächtlichen Eskapade.
Yugiris Vater Genji warnt ihn, der „Versuchung“ nachzugeben. Sarkastisch kommentiert Yugiri für sich: „You are expert enough at giving other people advice (…)“ (p. 745).
Yugiri ahnt, dass Karou das uneheliche Kind von Kashiwagi und Genjis Frau Onna San No Miya ist; als er das Gespräch in diese Richtung steuert und er eine Bestätigung seines Vaters sucht, blockt Genji aber ab.
„Perhaps the inadmissible occurred only because destiny required him to be borne, he mused, in which case little could have been done to avoid it. My own karma is disappointing, too, in many ways.“
Genji kommt kaum darüber hinweg, dass sich seine Frau Onna San no Miya mit Kashiwagi eingelassen hatte, und die beiden die Eltern des hübschen Kaoru sind. Reflexion über Genjis Karma, die aber in eine etwas merkwürdige Richtung geht – er beklagt, dass ausgerechnet Onna San no Miya fremdgegangen ist (und sich ins Kloster zurückgezogen hat), die er sonst in allen Belangen überaus geschätzt habe. Das stimmt kaum überein mit früheren Gefühlsregungen Genjis gegenüber der eher ungeliebten Gattin.
Führt die Autorin hier vor, wie Genji sich selbst etwas vormacht und damit vielleicht die explizite Erinnerung daran vermeidet, dass er selbst heimlich der Vater eines vermeintlichen Kaisersohns ist, also auch schon in einer mit Kashiwagi vergleichbaren Rolle war, sind Genjis Gefühle derart schwankend, oder hat die Autorin einfach nicht mehr im Blick, dass Genji der jungen Gattin eher abgeneigt ist?
Kapitel „Evening Mist“
Genji jetzt ganz im Hintergrund, aber sein Sohn Yugiri wandelt auf seinen Pfaden: er hat sich in den Kopf gesetzt, Kashiwagis Witwe zu heiraten. Ochiba aber widersetzt sich den Bemühungen des Freiers hartnäckig. Er bringt Ochiba in eine gesellschaftlich unhaltbare Position. Zugleich macht ihm seine Erst-Ehefrau Kumoi no Kari Szenen und Vorwürfe.
Als Ochibas erkrankte Mutter stirbt, macht Ochiba (nicht ganz zu unrecht, ist man als Leser versucht zu sagen) Yugiri dafür mitverantwortlich. Yugiri hatte die Mutter auch unter Druck gesetzt. Ohne Mutter benötigt Ochiba erst recht einen Beschützer, und Yugiri setzt sein Powerplay fort, er übernimmt die Kosten für die Beerdigung der Mutter, und setzt sich damit auch in Ochibas Haus fest. Er zieht die Dienerinnen auf seine Seite; die gänzlich isolierte Ochiba wird von Yugiri schliesslich überwältigt, er schafft Tatsachen, denen sie sich beugen muss. – Yugiris Frau Kumoi no Kari verlässt ihn darauf hin.
Zentrale Motive aus „Genji“ werden in diesem Kapitel durchgespielt: Die Position und die Gefühle des Mannes rechtfertigen es, sich über allerlei Widerstände hinwegzusetzen. Die Frauen sind grossem gesellschaftlichem Druck unterworfen. Als Ausweg bietet sich Ochiba nur der Gang ins Kloster oder der Tod. – Genji hatte in seiner Jugend ähnlich druckvoll agiert, dabei aber stets seinen Charme und seine unvergleichliche Schönheit als Argumente auf seiner Seite. Im Vergleich wirkt Yugiris Vorgehen plump und derb – nachdem seine langanhaltende vornehme Zurückhaltung bei Ochiba nicht den gewünschten Effekt gezeigt hatte.
Grossartig, wie die Autorin die furchtbare Zermürbung der Second Princess inszeniert, die immer wieder neue Widerstandspositionen einnimmt; das erzwungene Nachgeben ist dann eher diskret wiedergegeben, die Erwartung des Lesers unterlaufen.
„Her Highness had not wanted to leave her mother, who had therefore had a light partition put up between them. She would not allow her any nearer, lest the spirit move to her.“
Die Mutter der Witwe Kashiwagis, Second Princess Ochiba, der Yugiri unentwegt, wenn auch sehr vorsichtig den Hof macht, ist erkrankt; offenbar hält man die Krankheit für ansteckend.
„The light of spring plunged him only further into darkness (…)“
Murasaki ist gestorben; Genji versinkt in tiefe Depression. Schöne Formulierung zum Auftakt des „Seers“-Kapitel.
Kapitel „Vanished in the Clouds“
Von diesem Kapitel existiert nur der Titel, der Text ist „vanished in the Clouds“. Das Kapitel markiert den – unbeschriebenen – Tod Genjis, der im folgenden Kapitel nur noch festgestellt wird. Interessanter Kunstgriff. – Das Kapitel zuvor ist bereits ein Abgesang, Genji trauert in einem fort um Murasaki, und entsagt der Welt weitgehend (nun gut, eine der Dienerinnen scheint ihn schon noch zu reizen).
„He gave off a delicious smell, an otherworldly fragrance (…)“
Kaoru, Sohn Onna San no Myias und Kashiwagis, versucht dem Geheimnis seiner Herkunft auf die Spur zu kommen; offiziell ist er ja Genjis Sohn. Er zeichnet sich durch seinen Geruch aus, der nicht von Parfums stammt. – Prinz Niou, Sohn des Kaiserpaars, und damit Genjis Enkel (seine Tochter Akashi ist die Kaiserin), versucht einen Duft herzustellen, der sich mit Kaorus körpereigenem Duft messen kann.
Kapitel „The Maiden of the Bridge“
His Highness Hachi no Miya wird eingeführt, von hoher Abstammung aber verarmt und komplett isoliert, Witwer: Ein Bruder Genjis!
Er zieht sich mit seinen Töchtern in die Berge zurück, wo ihn Kaoru aufsucht, vordergründig angezogen von den religiösen Praktiken von His Highness, aber bald nehmen die weltlichen Interessen überhand, und eine Belagerung der Töchter nimmt den Anfang, die erst mit dem Tod der älteren Schwester enden wird.
Kaoru erfährt, dass sein Vater nicht Genji ist, sondern Kashiwagi.
„It was his Highness of War who was absolutely determined to have them.“
Wer will die beiden Töchter von Hachi no Miya, Bruder Genjis, zur Frau nehmen? Sie werden in abgelegenen Haus in den Bergen allmählich älter, und kein ernsthafter Freier zeigt sich. Ausnahme: His Highness of War, Niou, Enkel Genjis. Und er scheint sich gleich für beide Töchter zu interessieren. Etwas merkwürdig, zumal die beiden charakterlich auch recht unterschiedlich sind. Ist er mehr in die Idee verliebt, die beiden Mädchen nobler Herkunft aus der Einsamkeit zu erlösen, als in eine konkrete Person?
„Outraged, he called the same woman as always and poured out his complaint.“
Kaoru belagert die beiden Töchter des verstorbenen Hatchi no Miya, Bruder Genjis. Wem genau seine Zuneigung gilt, ist nicht immer klar, aber er scheint sich jetzt auf die ältere der beiden zu fokussieren. Lange hält er die noble Zurückhaltung aufrecht, und zählt darauf, dass sie sich ihm ergibt, mit der Zeit. Aber allmählich verliert er seine Geduld, und hier zitiert er eine der „gentlewoman“ der Schwestern, um sich über das Verhalten der Begehrten zu beklagen – und sie auf seine Seite zu ziehen. Eine Heirat mit Kaoru würde auch die Stellung der Bediensteten der Schwestern verbessern. Kaoru verschafft sich ein Einfallstor für einen nächtlichen Überfall. Die Schwestern sind im eigenen Haus ohne Schutz.
„All grace and elegance, he promised her his heart not just for this life but for all their lives to come (…)“
Niou mit einer schwer zu übertreffenden Liebeserklärung für die jüngere der Schwestern, Naka no Kimi. Offenbar kann man im Voraus auch über seine künftigen Leben verfügen.
„Her extended arm was too plump and pretty to belong to any daughter of a Hitachi Governor. She had true distinction.“
Aus seinem Versteck beobachtet Kaoru Ukifune, die dritte Tochter von Hachi no Miya. In die älteste Tochter hatte er sich verliebt, nach deren Tod übertrug er die Gefühle auf die jüngere Tochter, die aber mit Niou verheiratet ist, mittlerweile, und ein Kind geboren hat. Jetzt also ist es die jüngste Tochter, die Kaoru, der trotz seines unverwechselbaren herrlichen Geruchs unentdeckt bleibt in seinem Versteck, begehrt.
„Transfixed with shame, she thought of his wife and wept copiously, being quite unable to do anything else. His Highness himself was more upset than elated, and he, too, wept to think how impossible it might be for him ever to be with her again.“
Mit einer List hat sich Prinz Niou Zugang zum Schlafgemach von Ukifune verschafft; aus Lust am Abenteuer, aber auch in Rivalität zu Kaoru, der Ukifune versteckt hält. Schrecklich die Hilflosigkeit Ukifunes, die anstatt um Hilfe zu schreien bloss weint, weil sie an ihre Halbschwester denken muss, die mit Niou verheiratet ist. Geradezu komisch dann aber , dass auch Niou weint, offenbar weil er befürchtet, dass er Ukifune in Zukunft nicht mehr sehen kann.
„‚Yes, she is remarkably beautiful! It must be her reward for good deeds in the past to have been born with such looks! I wonder what slips of hers can have brought her so low.'“
Ukifune strandet nach missglücktem Suizidversuch bei einer buddhistischen Nonne, die sie hingebungsvoll pflegt; Ukifune will aber nicht genesen. Der Bruder der Nonne, ein hochrangiger Priester, besucht die Kranke. – Schönheit als Verdienst.