Autor:
Altaf Tyrewala
Genre: Belletristik
Erscheinungsjahr: 2006
Weitere bibliographische Angaben
ISBN: 9781596921948
Einbandart: gebunden
Seitenzahl: 209
Sprache: Englisch
MT
Moritz T.
Bewertungen
Besprechung
«No God in Sight» ist ein Staffellauf über viele, meist sehr kurze Kapitel. Wir erleben aus der Perspektive einer Figur eine Alltagsepisode, in der eine andere Figur vorkommt, die dann im Folgekapitel im Mittelpunkt steht. Die Stafette startet und endet in einer Abtreibungsklinik, sie führt uns aber durch verschiedene Milieus und verschiedene Grade der Verzweiflung, denn das Leben in Mumbai, wie es der Autor zeigt, ist hart und kräftezehrend. Konfliktlinien verlaufen zwischen Eltern und Kindern, Frau und Mann, Chefs und Angestellten, und immer wieder zwischen Hindus und Muslimen. Der Autor ist muslimischer Herkunft und hat ein ausgeprägtes Sensorium für Diskriminierung, Hass und Gewalt, die die religiöse Zugehörigkeit hervorrufen kann. Der Roman ist 2006 erschienen, und seit die Bharatiya Janata Party (BJP) und Narendra Modi mit ihrem hindu-nationalistischen Kurs in Indien an der Macht sind, hat sich die Lage zwischen Hindus und Muslimen weiter zugespitzt.
Wir erleben eine von ihrem Hindu-Vater verstossene Frau, der ihr muslimischer Mann abhandengekommen ist, korrupte Polizisten, einen Hühnermetzger bei seiner Arbeit, der zwei Kinderschänder ermordet hat, einen desperaten Versicherungsverkäufer, der erfolglos von Tür zu Tür geht, einen Bettler, der sich einfach für ein paar Stunden aus dem trostlosen Dasein sniffen will, einen zweifelhaften Lehrer der Urdu-Poesie, der sich mit der Droge Betel für die Lektionen wappnet, und viele weitere Figuren in einem düsteren Szenen-Reigen, der immer wieder durch Sprachwitz und Situationskomik aufgelockert wird. Vieles wirkt satirisch überhöht, manches vielleicht auch etwas plakativ-klischeehaft, aber es ist ein Roman voller Energie, mit der sich der Autor schonungslos mit den Abgründen seiner Heimatstadt auseinandersetzt.
Indien ist ein Land der vielen Götter, insofern ist der Romantitel auch eine Provokation. Tatsächlich spielen Götter kaum eine Rolle in der Erzählung, zu dicht sind die Figuren eingesponnen in Sorgen, Ängste und den Kampf zu überleben. Transzendenz bedeutet in der Welt, die Altaf Tyrewala zeichnet, den nächsten Tag zu erreichen.
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Wir erleben eine von ihrem Hindu-Vater verstossene Frau, der ihr muslimischer Mann abhandengekommen ist, korrupte Polizisten, einen Hühnermetzger bei seiner Arbeit, der zwei Kinderschänder ermordet hat, einen desperaten Versicherungsverkäufer, der erfolglos von Tür zu Tür geht, einen Bettler, der sich einfach für ein paar Stunden aus dem trostlosen Dasein sniffen will, einen zweifelhaften Lehrer der Urdu-Poesie, der sich mit der Droge Betel für die Lektionen wappnet, und viele weitere Figuren in einem düsteren Szenen-Reigen, der immer wieder durch Sprachwitz und Situationskomik aufgelockert wird. Vieles wirkt satirisch überhöht, manches vielleicht auch etwas plakativ-klischeehaft, aber es ist ein Roman voller Energie, mit der sich der Autor schonungslos mit den Abgründen seiner Heimatstadt auseinandersetzt.
Indien ist ein Land der vielen Götter, insofern ist der Romantitel auch eine Provokation. Tatsächlich spielen Götter kaum eine Rolle in der Erzählung, zu dicht sind die Figuren eingesponnen in Sorgen, Ängste und den Kampf zu überleben. Transzendenz bedeutet in der Welt, die Altaf Tyrewala zeichnet, den nächsten Tag zu erreichen.
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